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Mensch, wer bist du?

Ottmar Bergmann zur Ausstellung im Hospitalhof Stuttgart 1989

Hermann Krauth, 1954 in Mannheim geboren, hat sich als Maler in den achtziger Jahren in West-Berlin und darüber hinaus in der Bundesrepublik Deutschland „einen Namen“ machen können. Er gehört zu den wenigen „jungen“ Malern, die von ihrem Beruf als freischaffender Künstler leben können.

Sein Wohnsitz ist Berlin. Hier hat er sein Studium an der Hochschule der Bildenden Künste als Meisterschüler abgeschlossen, hier hat er zuerst seine Bilder in mehreren Galerien gezeigt und Sammler seiner Arbeit finden können. Hier betreibt er sein Handwerk professionell, d.h. mit dem Ernst zur Sache, der kein Zurück in bürgerlich-künstlerische Mischberufe mit Nebenverdienst und verschiedenen Anläufen, mit Vor und Zurück, Stockungen und Behinderungen erlaubt. Die Schablonen des Kunstbetriebs lassen beim Publikum den Begriff „Neue Wilde“ auftauchen, wenn von Malerei aus West-Berlin in den letzten 8 Jahren die Rede ist. Dieser nichtssagende Begriff für eine Malerei, die aus der Szene der Popmusik oder der sich zur Homosexualität bekennenden Großstadtindianer hervorgegangen ist, kann die Malerei von Hermann Krauth nicht kennzeichnen. Seine Bilder sind weder halbseiden-elegisch, noch neonaufgeladen: - sie sind dramatisch.

Hermann Krauth ist der einzig erkennbare dramatische Maler in der Bundesrepublik. Seine Werke handeln vom Drama der Menschen und von dem, was sie sich gegenseitig antun können: das Drama von Schmerz, Unterdrückung und Gegenwehr. Stellvertretend für alle, die dieses Leid ertragen müssen, steht der geschundene Mensch, der ans Kreuz genagelte Jesus Christus von Nazareth, ... es könnte aber auch der viergeteilte Malerkollege Jörg Ratgeb aus dem schwäbischen Herrenberg sein, in dessen Tradition Hermann Krauth arbeitet. Das Formgut seiner Malerei ist demgemäß aggressiv, Linien können zu Lanzen, großflächige Pinselzüge zu Kreuzen, Zackenformen zu Zähnen im Gebiß eines Gesichtes werden.

Hermann Krauth malt ausschließlich vom Menschen und dessen Gesicht, manchmal auch „eigenartige“ Mischungen von Mensch und Tier, Mensch und Landschaft, bislang häufiger von Mensch und Pflanze.

Schönheit eines wahrhaftigen Verhaltens in der Malerei, eines stringenten Sichtbarmachens leuchtet als mögliche Utopie eines anderen Seins (Erlösung) in den Bildern auf.

... aber immer steht in den Blättern und Bildern von Hermann Krauth die Frage im Vordergrund: Mensch, wer bist du; was ist aus dir geworden; wem gleichst du oder; Kain, wo ist dein Bruder Abel?

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